Wann

Di., 21.03.2017 - Mi., 22.03.2017    
1. Tag: 09.30 bis 17.00 Uhr
2. Tag: 09.30 bis 17.00 Uhr
16 Unterrichtseinheiten

Buchungen

Buchungen geschlossen

Wo

Don Bosco Haus
Sankt-Veit-Gasse 25, Wien, Wien, 1130

Referent/in

Ellert R.S. Nijenhuis, PhD

Veranstaltungstyp

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Zielgruppe

  • PsychotherapeutInnen
  • ÄrztInnen mit PsyIII-Diplom
  • Klinische PsychologInnen: Klinische PsychologInnen benötigen 80 Stunden Selbsterfahrung in anerkannten Psychotherapiemethoden.
  • MusiktherapeutInnen in eigenverantworlicher Ausführung

Inhalt

Seminartage: Dienstag + Mittwoch !!

Diagnose und Behandlung chronisch traumatisierter Personen ist äußerst umfassend. Das Störungsbild kann BehandlerInnen überfordern und verwirren, zu Sackgassen in der Behandlung und zu problematischen Gegenübertragungsreaktionen führen.

In der angebotenen Ausbildung, wird die Komplexität der chronischen Traumatisierung in Begriffen verstanden, die aus der “Theorie der strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit” kommen. Daraus werden die Behandlungsrichtlinien abgleitet, gemäß dem Grundsatz, dass in komplexen Situationen nichts praktischer ist als eine gute Theorie.

Strukturelle Dissoziation ist der Kern vieler Störungen, denen traumatisierende Erfahrung zugrunde liegt: akute Belastungsreaktion, posttraumatische Belastungsstörung, komplexe posttraumatische Belastungsstörung, Borderline-Persönlichkeitsstörung, traumaverknüpfte Konversionsstörung (DSM-IV), dissoziative Störung von Bewegung und Empfindung (ICD-10), nnb Dissoziative Störung und dissoziative Identitätsstörung.

Theorie und Forschung gehen davon aus, dass die Traumatisierung das biopsychosoziale System, das die Person konstituiert, in Subsysteme auftrennt. Die Trennlinie verläuft dabei zwischen wichtigen biopsychosozialen Handlungssystemen:

  • Anteilen, die die Erhaltung der Art gewährleisten, die also das Alltagsleben (Bindung, Spiel, Forschung) ermöglichen und auch die Fortpflanzung
  • Anteilen, die an die traumatischen Erinnerungen fixiert sind und überlebensnotwendige Abwehrreaktionen gegen reale oder gefühlte Gefahren auslösen und damit der Erhaltung des Individuums dienen.

Die unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile verwenden dabei unterschiedliche Handlungssysteme, die sich in der evolutionären Entwicklung herausgebildet haben wie etwa: Bindung, Erkundungsverhalten, Spiel oder Verteidigung. Sie aktualisieren sich sowohl mental als auch im Verhalten.

Alle dissoziierten Persönlichkeitsanteile tendieren dazu, gestörte Bindungsmuster zu entwickeln – was als “desorganisierte Bindung” bekannt ist. Wie desorganisiert die Bindung ist, mag allerdings kaum auffallen, zumal die Handlungsmuster sehr unauffällig wechseln können: so neigt ein Muster dazu, Nähe zu übergriffigen und achtlosen Bezugspersonen aufzusuchen um Akzeptanz zu finden und Alleinsein, Ausgestoßensein zu vermeiden. Ein anderes Muster vermeidet gerade diese Nähe und zeigt Abwehrmechanismen wie Flucht, Totstellreflex oder Kampf. Traumatisierte Personen suchen einerseits Akzeptanz, fliehen aber Intimität und (positive) Abhängigkeit.

Die Theorie struktureller Dissoziation und das darauf basierte Behandlungskonzept bindet eine große Auswahl von Perspektiven ein: Janets Handlungspsychologie, Emotionstheorie, Neurowissenschaften, Entwicklungstheorie, Psychopathologie, Bindungstheorie, Lerntheorie, kognitive Theorien, Psychobiologie der Traumatisierung und sensomotorische Psychotherapie. Das integrative theoretische bildet den Grundstein für ein phasenorientiertes Behandlungskonzept, das körperliche Interventionen beinhaltet.

Fortbildungsformat:

Das Seminar umfasst 4 Module in Einheiten zu je zwei Tagen.

Der Fokus der Fortbildung liegt auf der Behandlung dissoziativer Störungen. Methodisch wird sie sowohl Vorträge wie auch Rollenspiele, Video-Sequenzen, praktischen Übungen, Diskussionen und Hausübungen beinhalten.

Die Seminarsprache ist Deutsch.

Module:

Erstes Modul vom 20.-21. Mai 2016

Das erste Modul führt detailliert in die Theorie der strukturellen Dissoziation ein. Diese Theorie ist grundlegend für das Verständnis der Symptomatik komplexer Traumatisierung – (Stresssymptome, Dissoziation, selbstdestruktives Verhalten): Die TeilnehmerInnen erhalten damit das Werkzeug für eine sorgfältige diagnostische Einschätzung aber auch die differentialdiagnostische Unterscheidung zwischen echten und falschen dissoziativen Störungsbildern. Insbesondere die Führung diagnostischer Interviews und die Auswertung von Selbstbeurteilungs-Fragebögen stehen im Focus dieses Moduls.

Zweites Modul vom 7.-8. Oktober 2016

Das zweite Modul zeigt die Grundstruktur der phasenorientierten Behandlung und fokussiert die „Phase-1-Behandlung: jene Phase, in der vor allem auf Symptomreduktion und Stabilisierung abgestellt wird. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Maßnahmen die auf die Stärkung der integrativen Kraft oder der mentalen Spannung abzielen – wie sie angeleitet, durchgeführt und abgeschlossen werden. Die TeilnehmerInnen lernen dazu eine Reihe von problem- und beziehungsorientierten Interventionen kennen. Die Psychopathologie von Trauma-Überlebenden wird als Furcht vor seelischen Inhalten, Bindungen und dissoziierten Teilen verstanden. Daraus entsteht die Frage, wie Trauma-PatientInnen angeleitet werden können, diese Ängste schrittweise zu überwinden. Das wichtigste Ziel der „Phase-1-Behandlung“ ist es, die integrativen Fähigkeiten und das seelische Funktionsniveau der Überlebenden zu heben. Dies soll ihnen ermöglichen, wieder ein lebenswertes Leben zu führen und sie darauf vorbereiten, traumatische Erinnerungen zu bearbeiten und zu integrieren.

Drittes Modul vom 26.-27. Januar 2017

Hat die 1. Phase ihre Erfolge gebracht, möchten manche PatientInnen mit der „Phase-2-Behandlung“ fortsetzen, in der es darum geht, die therapeutische Beziehung zu vertiefen und die traumatische Erinnerung schrittweise zu integrieren. Dafür werden den TeilnehmerInnen vielfältige Behandlungstechniken vorgestellt. Das wichtigste Grundsatz ist dabei, in der Behandlung den Rahmen der individuellen Stresstoleranz und Integrationsmöglichkeiten nicht zu verlassen. Wenn sich die Therapie sorgfältig an diesem Grundsatz orientiert kann eine stationäre Aufnahme in vielen Fällen vermieden werden, weil sich die Furcht vor zu nahen zwischenmenschlichen Beziehungen und traumatischen Erinnerungen sich verringert hat.

Viertes Modul vom 21.-22. März 2017

Das abschließende 4. Modul konzentriert sich auf die „Phase-3-Behandlung“. Dieser Behandlungsabschnitt bemüht sich darum, traumatisierte Personen bei der dauerhaften Bewältigung ihrer Frucht vor Nähe und Intimität zu unterstützen. Sie ermutigt, das Wagnis „Intimität“ von Neuem einzugehen und das Alltagsleben in Richtung auf Normalität zu verändern. In dieser Phase können vorher dissoziierte Persönlichkeitsanteile wieder miteinander verschmelzen. Den TeilnehmerInnen wird dazu eine breite Auswahl geeigneter Interventionen vorgestellt.

Alle Termine der Fortbildungsreihe mit Ellert Nijenhuis im Überblick:

Aktuell keine Veranstaltungen

Literatur

Die TeilnehmerInnen erhalten wichtige Artikel in pdf-Ausdrucken.

Empfohlen:

  • Nijenhuis, E.R.S. (1999). Somatoform dissociation: Phenomena, measurement, and theoretical issues. Assen, The Netherlands: Van Gorcum; reprint by Norton, NY, 2004. Deutsch: Somatoforme Dissoziation. Junfermann, 2006.
  • Van der Hart, O., Nijenhuis, E.R.S., & Steele, K. (2006). The haunted self: Chronic traumatization and structural dissociation of the personality. New York/London: Norton. Deutsch: Das verfolgte Selbst. Junfermann, 2008.

Im April 2015 sind bei Vandenhoeck & Ruprecht die ersten zwei 2 Bände einer Trilogie erscheinen:

  • The Trinity of Trauma: Ignorance, Fragility, and Control.
    • Volume I: The Emerging Concept of Trauma
    • Volume II: The Concept and Facts of Dissociation in Trauma

Alle weiteren Informationen finden Sie im Infoblatt, das Sie hier herunterladen können:

Infoblatt zur Fortbildungsreihe mit Ellert Nijenhuis

Buchungen

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